Aachen, 13.09.2022. Das Fraunhofer IME Institut in Aachen weigert sich einer Lohnforderung der ehemaligen studentischen Hilfskraft Lara M. nachzukommen. Zu Beginn der Coronapandemie soll das renommierte Institut Lara zu Unrecht Minusstunden berechnet haben. Als Lara einforderte, die Minusstunden nicht nacharbeiten zu müssen, wurde ihr befristeter Arbeitsvertrag nicht verlängert. Mit Unterstützung der Gewerkschaft „Freie Arbeiter*innen Union“ (FAU) macht Lara ihre Forderung am Arbeitsgericht Aachen nun geltend. Der erste Verhandlungstermin soll am 22.09.22 um 12:40 Uhr im Saal A 1.027 des Arbeitsgerichts Aachen stattfinden.
Mit dem Ausbruch der Coronapandemie in Deutschland wurde Lara angewiesen vorerst nicht zur Arbeit zu kommen, ohne Aufgaben fürs Home Office zu bekommen. In dieser Zeit wurden Lara Minusstunden berechnet. Bei Naturereignissen, wie einer Pandemie, trägt allerdings nach ständiger Rechtsprechung der Betrieb das Risiko des Arbeitsausfalles. Der Lohn muss fortgezahlt werden, ohne das der Arbeitsausfall nachgearbeitet werden muss. So scheint es auch bei dem Fall von Lara zu stehen. Die Berechnung der Minusstunden wäre somit unrechtmäßig.
Nachdem Lara ihre Forderung gegenüber dem Institut geäußert hatte, wurde sie nach einem fruchtlosen Gespräch unwiderruflich freigestellt. Ihr befristeter Vertrag wurde nicht verlängert. Zudem wurde ihr Zugang zum Institut und Kommunikationsstrukturen gesperrt. Dabei soll einige Wochen zuvor noch über eine mögliche Promotion am Fraunhofer IME gesprochen worden sein.
„Es ist schockierend, wie das Fraunhofer IME auf die Forderung reagiert hat. Anstatt ein konstruktives Gespräch zu suchen, wurde Lara so behandelt, als wenn sie und ihre Forderung eine Gefahr für den Institutsfrieden darstellen. Ein konstruktiver Umgang wäre hier wünschenswert und angebracht gewesen.“, so Luca Schmied, ein Sprecher der FAU Aachen.
Damit steht nun, nach der Beendigung des Arbeitsverhältnisses, die Auszahlug des Lohns von 33 Arbeitsstunden an Lara aus. Der ausstehende Lohn soll nun eingeklagt werden.
„Durch den Gerichtstermin wollen wir nun eine Klärung des Konflikts anstreben und es auch anderen Angestellten des Fraunhofer IME ermöglichen, gegebenenfalls zu Unrecht berechnete Minusstunden während der Coronapandemie zurückerstattet zu bekommen.“, so Schmied.
Die FAU wird den Fall mit öffentlichen Aktionen begleiten. Denn laut der Gewerkschaft handelt es sich hierbei nicht um ein individuelles, sondern um ein gesellschaftliches Problem.
„Laras Fall ist kein Einzelfall. Fast immer beschränken sich Verträge von studentischen Hilfskräften auf wenige Monate, womit der gesetzliche Kündigungsschutz umgangen wird. Unliebsame Mitarbeiterinnen, die arbeitsrechtliche Mindeststandards einfordern, setzen ihre Vertragsverlängerung aufs Spiel. Das ist jetzt bei Lara passiert. Und das ist ein Skandal.“, so Schmied weiter.
Weitere Informationen und Kontakt:
Luca Schmied: 0049-163-228-4060
Email: fauac-sekretariat@fau.org
Twitter: @AachenFau